Viele Wege führen zum Biervulkan
oder: Was darf das Pastafaritum ?
Pastafaritum ist Satire, Satire darf alles. Dieser Rückgriff auf Tucholsky reicht als Antwort. Eine Gemeinschaft, die sich gefunden hat um Dogmen zu bekämpfen, die es sich selbst zur Pflicht gemacht hat, keine zu dulden, würde geradezu scheitern, wenn sie sich Grenzen auferlegt. Damit wäre die Frage von Arik Platzek auf wissenrockt.de schon beantwortet.
Doch hinter den dort aufgeworfenen Fragen versteckt sich mehr. Wie können wir unsere Ziele am besten erreichen? Organisieren wir uns und wenn ja, welche Form wählen wir?
Fragen, die sich die deutschsprachige FSM-Gemeinde seit Seiner Offenbarung stellt.
Seither ist viel passiert. Im Wesentlichen lassen sich folgende Richtungen ausmachen:
Die freie Gemeinschaft der Pastafari
Die autoritäre Kirche mit einem allein entscheidendem Papst an der Spitze (EvKdFSMiD)
Die aktionsorientierte offene Gemeinschaft (Nudelsiebaktion)
Die organisierte Gemeinschaft (KdFSM Deutschland)
Die freie Gemeinschaft der Pastafari ist mit Sicherheit die größte. Ihre hohe Zeit hatte sie 2005/2006. Im Forum der EvKdFSMiD, das schnell einige hundert Mitglieder hatte wurde heiß diskutiert. Da wurden nicht nur Texte aus dem englischen Evangelium übersetzt, das deutsche gab es noch nicht, da wurden nicht nur neue Theorien ausgearbeitet und hochwissenschaftliche Forschung betrieben da wurde bereits 2005 diskutiert, welche Rechtsform angestrebt werden soll. Das Thema im Forum, das die wenigsten Beiträge hat und schon damals erkennen ließ, sich zu organisieren ist nicht so das große Ding unter Piraten. Trotzdem gab es schon damals erst Bemühungen, das zu tun. Mit Hilfe aus der Uckermark wurde die Gründung einesVereins betrieben und in Frankfurt/Main auch vollzogen. Dort gab es damals die meisten Mitglieder. Es kam unter Leitung von Smutje Nils zur erfolgreichen Gründungsversammlung, durch dessen Erkrankung jedoch nie zur Eintragung. Der Frankfurter Blog verweiste und von der Gemeinde ward nichts mehr gehört. Auch im Venganzaforum wurde es nach und nach stiller. Das FSM erschien nicht mehr in den Nachrichten, neue Jünger wurden seltener und alte inaktiv. Neue Gemeinden wurden kaum noch gegründet. Es zog relative Ruhe ein.
Außer in Berlin-Brandenburg. Hier wurde mit den Erfahrungen aus dem ersten Versuch einer Gründung eines FSM-Vereins ein zweiter unternommen. Die Gemeinden Barnim, Berlin und Uckermark schlossen sich zusammen und gründeten am 16.09.2006 in Templin die Kirche des Fliegenden Spaghetti Monsters Berlin – Brandenburg. Später kam noch die Gemeinde Potsdam hinzu. Auch die Eintragung klappte und seither führen wir regelmäßig Nudelmessen durch, sind bei Demos dabei und organisieren selbst welche. Nur die Gemeinnützigkeit, die auch angestrebt wurde, sah das Finanzamt Angermünde damals nicht gegeben. Als unser Widerspruch nichts brachte, wurde eine Klage beim Finanzgericht Cottbus eingereicht. im Oktober 2010 gab es die Verhandlung. Die endete,nachdem der Vertreter des Finanzamtes einen Vergleich abgelehnt hatte, mit einem klaren Sieg für uns. Allerdings nur wegen eines formellen Fehlers, in der Sache wurde nicht entscheiden. Die Worte, die der Richter uns und dem Finanzamt mit auf den Wege gab machten jedoch klar, unsere Chancen stehen außerordentlich gut. Deshalb hatten wir eine gute Verhandlungsposition und wurden schnell mit dem Finanzamt einig. Das gab an, von der Aufstellung unserer Aktionen (hier im download ) beeindruckt gewesen zu sein und deshalb seine Meinung geändert zu haben. Seit April 2011 sind wir nun offiziell als gemeinnützige Körperschaft (nicht zu verwechseln mit einer Körperschaft des öffentlichen Rechts, wie es die Großkirchen sind) anerkannt.
Langsam gelang es uns, das FSM wieder bekannter zu machen.
Kein Vergleich aber mit der Aktion von Niko Alm, der mit einem Nudelsieb als Kopfbedeckung auf seinem Führerschein alles topte, und den Pastafari in Österreich ein Symbol bescherte, das bisher völlig unbekannt war.
Überall war das FSM wieder in aller Munde, viele bisher ungläubige Menschen entdeckten den Glauben für sich und wurden Pastafari. Wahrscheinlich um den Schwung auszunutzen, als Medienprofi war Niko wohl klar, dieser Hype hält nicht ewig, folgte Aktion auf Aktion. Da gab es einen Flashmob von Nudelsiebträgern, da gab es eine Aktion um neue religiöseKopfbedeckungen, da gibt es die Aktion, 300 Unterschriften zusammen zu bekommen, um den ersten Schritt zur Anerkennung als Religionsgemeinschaft zu schaffen. Auch das zähle ich als Aktion, obwohl angekündigt wurde, alle Privilegien, die den Kirchen zustehen, auch in Anspruch nehmen zu wollen.
Ein Weg, der ganz sicher zum Biervulkan führt.
Wir von der KdFSM Deutschland haben uns für einen anderen Weg entschieden. Von Anfang an wollten wir nicht in erster Linie gegen, sondern für etwas sein, nicht nur etwas ablehnen, sondern auch etwas anbieten. "Förderung wissenschaftlicher Weltanschauungen mit sachlichen und satirischen Mitteln" war das Ziel unserer ersten Satzung. Nachdem der Verein Mitglied im Förderkreis der Giordano Bruno Stiftung geworden war, erhielten die Weltanschauungen den Zusatz „unter besonderer Berücksichtigung des evolutionären Humanismus“. Vor allem aber war für uns eins klar, wir wollen nicht an den Kirchenprivilegien teilhaben, sondern helfen, die vollständig abzuschaffen.
Stimmt gar nicht?
Wer das denkt, hat recht aufmerksam registriert, die KdFSM D ist auch wegen Förderung kirchlicher Zwecke als gemeinnützig anerkannt. Eine Leistung, auf die wir besonders stolz sind. In unserer aktuellen Satzung steht:
„Zweck des Vereins ist die Förderung von religiösen Zwecken in ihrer Gleichbehandlung mit wissenschaftlich orientierten Weltanschauungen und bei einem besonderem Schwerpunkt auf dem evolutionären Humanismus der Giordano Bruno Stiftung.
In diesem Sinn verstehen wir uns als Weltanschauungsgemeinschaft.“
Wir haben zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Unsere Anerkennung als Weltanschauungsgemeinschaft erreicht und gleichzeitig die völlige Gleichsetzung von Weltanschauungsgemeinschaften mit Kirchen. Jedenfalls im Vereinsrecht. Das reicht uns auch. Wie schon gesagt, wollen wir nicht den Sonderstatus der Kirchen als Körperschaft des öffentlichen Rechts, sondern viel mehr, dass die ebenfalls dem Vereinsrecht unterstellt werden. Ein fast utopisches Ziel, aber, im Gegensatz zu den Jenseitsversprechungen der Kirchen, doch schon real.
Völlig klar, dieser Weg gefällt mir am besten. Ob es auch der ist, der sich als der erfolgreichste herausstellt, bleibt abzuwarten. Die EvKdFSMiD tritt außer dem Betrieb der Seite nicht mehr in Erscheinung. Die freie Pastafarigemeinde hat schon lange nicht mehr zu Aktionen zusammengefunden. Wohl unter dem Einfluss der gegenwärtigen Hochstimmung gab es in diesem Jahr aber immerhin auf Wacken eine kleine Lounge für Pastafari.
Wie es ein Österreich weiter geht ist ebenfalls offen. Auch dort scheint das Interesse schon nachzulassen, jedenfalls geht das Sammeln der 300 Stimmen wesentlich langsamer voran, als es nach der Hochstimmung dort zu erwarten war. Pastafari, so mein Eindruck nach vielen Jahren, sind halt Organisationsmuffel oder wollen einfach keine Vereinsmeier sein.
Das sind auch wir nicht, der Verein bietet uns lediglich zwei riesengroße Vorteile: Wir können in seinem Namen Verträge abschließen und das Risiko vom Einzelnen auf den Verein legen.
Deshalb lade ich euch nochmals ein, werdet Mitglied unserer Gemeinschaft wenn ihr aus Deutschland kommt und erklärt euch amtlich als Pastafari, wenn ihr Österreicher seid. Auch in der Schweiz gilt es, sich zusammen zu schließen.
Wem das alles nichts ist, gründet eine eigene Gemeinschaft. Gemeinschaft macht nicht nur stark, sondern auch Spaß. Aber letztlich gilt immer:
Viele Wege führen zum Biervulkan!
Viele Wege führen zum Biervulkan!
meint jedenfalls Euer
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